Hallux Rigidus: Wenn der große Zeh sich nicht mehr bewegen lässt!

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Der Hallux Rigidus bezeichnet die Arthrose des Großzehengrundgelenks. Mann nennt ihn auch Hallux limitus oder Hallux Flexus. Weil vor Allem das Strecken im Großzehengrundgelenk nicht mehr möglich ist. Dabei wird mit der Zeit das Gelenk immer unbeweglicher. Meist leiden die Betroffenen an starken Schmerzen. Langes Gehen wird zur Qual. Erfahre hier alles zum Hallux Rigidus. Wie er entsteht, warum es dazu kommt, die Symptome, was der Arzt macht und wie man ihn behandeln kann.

Wie entwickelt sich ein Hallux Rigidus?

Der Hallux Rigidus entsteht nicht über Nacht. Es dauert Jahre bis er stark ausgeprägt ist. Meist wird das erst zum Problem wenn man bereits über 50 Jahre ist. Wobei es auch bei jüngeren Personen schon ein ernstes Thema sein kann.

Über die Jahre nutzt sich unser Gelenkknorpel immer weiter ab. Wenn dies geschieht, baut der Körper, zum Schutz, Knochensubstanz um das Gelenk auf. Dies führt zu einer Abnahme der Beweglichkeit, da das Gelenk nicht mehr gleiten kann. Der Schmerz entsteht durch ein Einklemmen der Gelenkschleimhaut während der Streckung. Dies führt dann so weit, dass der Knochenanbau um den Gelenkspalt zu einer völligen Bewegungsunfähigkeit führt.

Ursachen für einen Hallux Rigidus?

Es gibt eine Reihe an möglichen Ursachen für den Hallux Rigidus. Alle davon sorgen für eine Verletzung des Knorpels oder eine Abnutzung. So verläuft die Erkrankung immer auf die gleiche Weise.

Ursachen:

  • Primäre Arthrose, also eine allgemeine Abnutzung des Knorpels über die Jahre
  • Wiederholte Mikrotraumata durch Stauchungen
  • Starke Überstreckungen mit Knorpelverletzungen, z.B. beim Langstreckenlauf, Fußball und Tanz.
  • Entzündliche Arthritiden z.B. beim Rheuma
  • Pronierte Füße ( Plattfuß )
  • Schlechte Schuhe
  • Übergewicht
  • Unphysiologisches Gangbild

Welche Symptome hat der Hallux Rigidus?

Der Schmerz im Großzehenballen ist das Hauptsymptom der Erkrankung. Zumindest aus diesem Grund wird von den Betroffenen ein Arzt hinzugezogen. Es gibt aber auch andere Symptome welche auftreten können.

Symptome:

  • Schmerzen in der Überstreckung der großen Zehe
  • Mangel an Beweglichkeit
  • Zehenstand ist nicht möglich
  • Schmerzen beim Abrollen des Fußes
  • Entzündungszeichen im Großzehengrundgelenk: Rötung und Schwellung
  • Verformung des Großzehenballens
  • Das Gelenk ist druckschmerzhaft
  • Schmerzen beim Treppensteigen oder Bergauf gehen
  • Im Röntgenbild ist der Gelenkspalt verschmälert sichtbar
  • Schohnhinken
  • Es wird mit stark nach außen gedrehtem Bein über die Fußinnenseite abgerollt…
  • Oder mit nach innen rotiertem Bein über die Fußaußenseite
  • Diese Ausweichbewegung führt oft zu Beschwerden im Sprunggelenk, Knie, Hüfte, Wirbelsäule, wirkt sich somit auf den gesamten Bewegungsapparat aus und versucht weitere Probleme

Wie wird der Hallux Rigidus untersucht und diagnostiziert?

In der Regel wird die Diagnose schnell gestellt. Da die Streckung des großen Zehs stark eingeschränkt ist.
Der Arzt sollte sich natürlich den nackten Fuß anschauen und die Funktionen manuell überprüfen. Zusätzlich sollte auch ein Röntgenbild angefertigt werden um das Ausmaß zu erkennen und die Diagnose zu sichern. Auf dem Röntgen ist dann auch die Osteophytenbildung zu sehen sowie eine Verschmälerung des Gelenkspalts.

Differentialdiagnose zur Gicht oder rheumatoiden Arthritis.

Es sollte immer abgeklärt werden ob es sich nicht auch um eine andere Primärerkrankung handelt wie die Gicht oder Rheuma. So kann eine verfrühte und somit womöglich unnütze Operation verhindert werden.

Dafür sollte der Arzt die Blutwerte auf die spezifischen Marker hin untersuchen. Sollte ein Verdacht auf Gicht oder Rheuma bestehen, empfehle ich einen Spezialisten aufzusuchen. Durch die Behandlung der Primärerkrankung können die Symptome gemildert werden.

Hauptmerkmale der Gicht und des Rheuma, sind die in Schüben auftretenden Schmerzen.

Wie wird der Hallux Rigidus behandelt?

Es gibt eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten für diese Erkrankung. Sowohl operativ als auch konservativ.

Meine Empfehlung ist hier, der konservativen Therapie als erstes Beachtung zu schenken. Eine Operation sollte die letzte Möglichkeit sein, denn dies ist ein massiver Eingriff.

Als oberstes Ziel jeder Maßnahme muss immer die Lebensqualität des Betroffenen stehen.

Konservative Therapie ohne Operation

In der konservativen Behandlung macht es unter Umstände Sinn folgende therapeutischen Maßnahmen miteinander zu kombinieren.

Eisbehandlung: Durch die Kühlung können Schmerzen und Entzündungen reduziert werden.

Injektionen: Intraartikuläre Injektionen ( in den Gelenkspalt ) gegen Entzündungen und Schmerzen.

Mobilisation: Dadurch kann die Beweglichkeit wieder erhöht werden. Bei starken Schmerzen beim mobilisieren kann vorher mit Eis oder Injektionen der Schmerz genommen werden.

Einlagen: Gelenküberbrückende Einlagen sorgen für eine Entlastung des Gelenks und unterstützen den Genesungsprozess. Einlagen zur Tieferlegung des großen Zehs. Hier befindet sich eine Aussparung unter dem Zeh so wird er beim Abrollen nicht übermäßig gestreckt.

Abrollrampe in der Schuhsohle: Dabei handelt es sich um eine modifizierte Schuhsohle. Diese übernimmt das Abrollen im Fuß.

Fußbäder: Mit zusätzlichen Inhaltsstoffen gegen Entzündungen. Achtung, zu viel Wärme fördert Entzündungen.

Medikation: Schmerzmittel und Entzündungshemmer sind hier eine Option. Auch vor der Krankengymnastik.

Ruhe: Eine Verminderung der sportlichen Aktivität um die Heilung zu fördern und das Gelenk zu entlasten.

Welche Schuhe bei Hallux Rigidus?

Eine Empfehlung ist, sich orthopädische Schuhe vom Arzt verschreiben zu lassen. Diese sind exakt an ihren Fuß angepasst.

MBT Schuhe sind auch eine Option. Diese sorgen für ein schonendes Abrollen im Schuh. Dabei sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass die Sohle unter den Zehen ebenfalls sehr dick ist. Im zweifel Probetragen.

Welche Einlagen bei Hallux Rigidus?

Hier gilt das selbe wie beim Schuh. Ihr Arzt kann Ihnen diese verschreiben. Die Einlagen werden vom Orthopäden an ihren Fuß angepasst.

Meist bestehen die Einlagen aus Metall oder sehr festem Kunststoff. Dadurch sind sie extrem unflexibel. Das Abrollen über den Großen Zeh ist nicht mehr möglich.

Ein Nachteil hierbei ist, dass das Laufen neu geübt werden muss.

Physiotherapie bei Hallux Rigidus

Bei der Physiotherapie wird nach der Gesamtsituation geschaut. Also nicht nur nach dem Großzehengrundgelenk. Der Therapeut begutachtet den gesamten Körper. Durch eine Schonhaltung können wie oben bereits erwähnt auch weitreichende weitere Probleme entstehen.

Bei nicht weit fortgeschrittenem Hallux Rigidus

Hier kommen vor allem manuelle Griffe zum Einsatz. Hierbei ist das Ziel, die Beweglichkeit im Gelenk wieder zu erhöhen. Zusätzlich werden die umliegenden Gelenke mitbehandelt. Meist beschränkt sich die Therapie auf den Fuß.

Bei den Manuellen Griffen wird traktiert und komprimiert um den Knorpel mit Nährstoffen zu versorgen. Zusätzlich kommen Translationsbewegungen hinzu um die Gelenkkapsel beweglich zu halten.

Weiter werden die Metatarsalknochen (Mittelfußknochen) bewegt um auch hier die Funktion zu erhalten.

Wenn weitere Probleme bestehen, wie Plattfuß oder Spreizfuß wird auch darauf mit Kräftigungsübungen eingegangen.

Bei fortgeschrittenem Hallux Rigidus

Wenn der Hallux Rigidus schon weiter fortgeschritten ist gibt es auch weitere Dinge zu beachten. So muss weiteren Begleitproblemen nachgegangen werden.

Durch eine Schonhaltung im betroffenen Fuß kommt es oft dazu, dass weitere Gelenke Probleme bereiten. Der Therapeut sollte auch hier behandeln.

Es kann zu Schmerzen in den Schienbeinen kommen durch das problematische Abrollen. Die Knie können ebenfalls Schmerzen bereiten. Wenn der Patient hinkt entstehen auch Schmerzen in der Lendenwirbelsäule.

Operative Therapien

Sollten die konservativen Maßnahmen ohne Erfolg sein, kann operiert werden. Dabei gibt es unterschiedliche Operationstechniken und Verfahren. Die Wahl der Methode hängt vom Patienten ab, dem Grad der Schädigung und natürlich auch vom Arzt.

Gängige Operationsmethoden beim Hallux Rigidus:

Cheilektomie: Diese Technik verwendet man vor allem bei jungen und aktiven Patienten. Oder wenn die knochenanbauten sich auf den Fußrücken beschränken und nicht sehr weit fortgeschritten sind.

Dabei wird ein Teil der beiden Gelenkpartner entfernt. Am Mettarsalköpfchen wird von oben ein keilförmiges Stück des Knochens entfernt. Von der Großzehenseite werden die Osteophyten beseitigt.

Arthrodese: Wenn der Knorpel kaum noch vorhanden ist greift man zu der Arthrodese. Hier wird das Großzehengrundgelenk vollständig mit einer Platte und Schrauben fixiert. Vorher wird der Restknorpel vollständig entfernt.

Ziel ist es, dass das Gelenk nach der Operation vollständig verknöchert.

Wie lange Arbeitsunfähig und Sportverbot?

Dies hängt immer davon ab welchen Beruf man ausübt. Da der Knochen heilen muss, kann man ihn nicht von Anfang an voll belasten.

TätigkeitDauer der Schonung
BüroarbeitenCa. 1 bis 2 Wochen
Arbeiten mit viel Laufarbeit4 Wochen
Handwerkliche Tätigkeiten6 bis 8 Wochen
Wanderungen1 Monat
Joggen2 Monate
Tragen von modischen Damenschuhen3 Monate

Vorbeugen eines Hallux Rigidus!

Die Vorbeugung einer Arthrose im Großzehengrundgelenk hilft einem nicht nur bei dieser Erkrankung. Sondern auch in vielen Lebenslagen.

Laufstil optimieren

Beim Verbessern des eigenen Laufstils und Gangbilds, wird eine physiologische Belastung aller beteiligten Gelenke erreicht.

Durch den Umstieg auf den Ballengang kann eine Stärkung der Muskeln erfolgen.

Mobilisation

Mobilisieren sie regelmäßig alle ihre Gelenke. Dadurch bleibt die Beweglichkeit erhalten.

Achtsamkeit

Hören sie in ihren Körper hinein und achten sie auf anzeichen. Wenn sie frühzeitig Symptome feststellen können, so hat die Entwicklung der Erkrankung keine Chance.

Gymnastik

Üben sie regelmäßig ihre Füße zu benutzen. So stärken sie die Muskeln und Bänder. Mit gezielten Übungen lässt sich nicht nur der Hallux Rigidus vermeiden.

Quellen

Bernhard Weigel, Michael L. Nerlich(Hrsg.) „Praxisbuch Unfallchirurgie“
S. Maibaum, M. Braun, B. Jagomast, K. Kučera „Therapielexikon der Sportmedizin – Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates“